Der Anatom nach Durchführung einer aufwendig forensisch-morphologisch gestützten Studie zu Messerstichen im Morgue Room
Der Fragestellung nachgegangen, ob Hitler mit Cyanide Selbstmord begangen haben kann, analysierte Ronny B. Koseck den Fall nach zeitlichen Ablauf und Umstandsgegebenheiten. Die Ergebnisse hierzu finden sich im TAOH2-Buch
Rekonstruktions- und Ermittlungsarbeiten sind in der forensischen Wissenschaft besonders wichtig, insbesondere dann, wenn Tötungsdelikte und Ähnliches aufgeklärt werden sollen. Hier stellvertretend eine ähnliche Arbeit während einer umfangreichen Studie zum Akt des Menschen.
Auch die so genannte forensische (F-GSR) Gesichtsschädelrekonstruktion ist ein Feld innerhalb der Forensik, welches der Anthropologie untergeordnet ist.
Die Forensik als Begriff: Heißt es eigentlich wirklich "die forensische Wissenschaft"? Es heißt immer die Forensik und nicht der oder das Forensik, welches aus dem Bestand hervorgeht, in dessen die Forensik angesiedelt ist. Es gibt die Forensik daher nicht wirklich als eigenständiges Fachwesen wo man davon sprechen könnte, dass der Forensik genüge getan wurde oder ähnliches. Sehr wohl ist die Forensik aber ein Fachbaustein, der sich auf eine bereits vorhandene Komponente aufbaut um weitere fachliche Differenzierungen leisten zu können, die in der Regel noch viel tiefgreifender sind. Die Forensik an sich besteht genauso wie bei anderen wissenschaftlichen Thematiken aus der Wissenschaft, aus mindestens zwei Bausteinen, dem Hauptbaustein und dem zusätzlichen Baustein, die miteinander kombiniert und eben auch so betrachtet werden. Der Kontext des forensischen Begriffs ergibt sich immer aus dem Hauptbaustein, die man auch als forensischen Bestand bezeichnet.
Der forensische Bestand: Wie in Tabelle (S. 98; TAOH2) aufgeführt, sehen Sie was man im allgemeinem als forensischen Bestand ansieht. Es gilt hierbei - dem Hauptfach plus der forensischen Komponente. Begriffe in Klammern: Dabei handelt es sich um weitere Bereiche, die ebenfalls in einer Hauptgruppenthematik des forensischen auftauchen können und den Bestand erweitern. So kann beispielsweise die Anthropologie auch mit der mittelbaren Archäologie zu tun haben – wenn es um Ausgrabungen von humanistischen Fragmenten geht. Hier wäre der Haupttenor die Archäologie – durch das Auffinden von humanistischen Fragmenten kommt die Anthropologie zum Tragen und für eine genauere Bestimmung der Knochenfragmente, die Forensik als untergeordneter Bestandteil des Anthropologischen.
So nutzt der Anatom nicht nur sein Fachbereich, sondern hat sich auch mit anthropologischen und medizinischen Grundlagen zu beschäftigen, um zunächst das große Ganze sehen und bewerten zu können und beschränkt sich dann im letzten Verfahren der Bewertungen auf die forensischen Gegebenheiten. Statt mit der Medizin, arbeiten Anatome hierbei sehr oft mit der Anthropologie zusammen. Die medizin-forensische Abklärung erfolgt meistens durch Mediziner in der Pathologie. Spannend ist hierbei auch der theoretisch geführte Bereich der Kriminologie, bei dessen es sich beispielsweise um Biologie-Kriminologen handelt, die Blutspuren untersuchen. Hierzu gehören auch Kriminalpsychiater- und Psychologen, die eine durchgeführte Tat eines Täters und seine Motive ermitteln. Hierbei werden Raster angefertigt (Rastersuchgebiete für weitere Morde bei einer Mordserie) und forensisch begleitet. Forensische Motive (in der psychiatrischen Wissenschaft auch als pathogen bezeichnet), zeichnen ein Bild der Wiederholungsgefahr für eine entsprechende Tat ab.
In diesem Sinne spielt die Forensik in der Naturform nahezu immer dann eine wesentliche Rolle, wenn es um Mordfälle- und Tötungssituationen geht oder gegangen ist. Hier braucht es die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen, um aus vielen Teilfragmenten eines Falles, eine ganze und möglichst komplettierte Akte zu erstellen – das forensische Profil. Hierbei arbeiten die unterschiedlichen Abteilungen teils auch eng zusammen um die Erkenntnisse einer Abteilung mit denen einer anderen Abteilung in ein Verhältnis setzen zu können. Behandelt man demnach in der Rechtsmedizin einen vermuteten Mordfall und / oder ein mysteriöses Tötungsdelikt, dann zieht man die hier aufgeführten 4 Abteilungen zur Rate, um schlüssige Erklärungen liefern zu können, die sich mit der vollzogenen Autopsie am Leichnam vom Umstand her decken. Zur Forensik wird ein Fachbereich demnach in den meisten Fällen nur, wenn Detailfragen zu klären sind. So z.B. die Identifizierung einer Mordwaffe, die Untersuchung eines Projektils, die Ermittlung der Herkunft von Pflanzensamen am Opfer, die Aufschlüsselung von sichtbaren Blutspuren und vieles mehr.
Die Forensik gewährleistet und überliefert so also einen klärenden Aspekt zu einem Sachverhalt. Sagen Blutspritzer an einer Wand aus forensischer Betrachtungsweise aus, dass das Opfer mit einem stumpfen aber harten und schweren Gegenstand geschlagen worden ist, dann kann die nächste Abteilung (Kriminologie) aus psychiatrisch-psychologischer Sicht ihre Ermittlungen darauf aufbauen und herausfinden, welches Motiv der Täter gehabt haben könnte. Diese Klärungen werden dann von einem Rechtsmediziner, wie eben auch Anatom dafür genutzt, um die Leiche nach charakteristischen Verletzungsmerkmalen abzusuchen. Sind diese gefunden und stimmen weitesgehend mit den bis dato vorhandenen Ermittlungsansätzen überein, dann werden diese forensisch-morphologisch gesichert. Im Grunde müssen Sie sich bei der Thematik der Forensik vorstellen, dass sich die Abteilungen und Wissenschaftler mit forensischem Bezug, stetig einen imaginären Ball zuwerfen, auf dessen pro Wurf, weitere wichtige Informationen und Denkansätze verfasst werden und sind, die dann stetig zur Ergänzung geführt werden. Somit bildet der allgemeine Bereich der Forensik eine Art "Kleber", der die unterschiedlichen Disziplinen optimal miteinander verbindet. Ohne die Forensik, würde es nicht diese Zusammenarbeit geben – jedenfalls nicht in dieser Form.
Frage: Was sollten Sie demnach als angehender Anatom oder gleichwertiger Wissenschaftler zum reinem Begriff "Forensik" wissen? Antwort: Bei der Forensik handelt es sich um ein themenübergreifendes Modul, welches die unterschiedlichen Disziplinen miteinander verbindet, einen Austausch unter diesen ermöglicht und in der Regel nur zum Einsatz kommt, wenn es darum geht, kleinste Hinweise zu sichern und/ oder in einem plausiblen Kontext zum Ganzen zu setzen. Dies betrifft in den meisten Fällen Mord- und Tötungsdelikte.
Der Forensiker: Wer oder was ist ein Forensiker? Wie bereits angeführt gibt es die Berufsbezeichnung “Forensiker” nicht, somit ist dies kein Berufsbild und auch kein Beruf den man erlernen kann. Zum Forensiker wird man als Wissenschaftler, Polizist, Labor Chemikant oder auch Feuerwehrmann, (um nur einige Beispiele zu nennen) wenn man in einem bestimmbaren Themenkomplex tätig ist. So wird ein Anatom im Laufe seiner Tätigkeitszeit auch zu einem Forensiker für die Fachbereiche Anatomie, Morphologie und Anthropologie, und kann in diesem Sinne forensisch tätig sein. Allerdings nach dem Baustein-Prinzip. So muss eine übergeordnete Disziplin vorhanden sein, die forensisch (also ermittlerisch) betrachtet werden kann. Aus diesem Grund gibt es auch Wissenschaftler, die als Forensiker namentlich genannt werden, welches jedoch nicht ganz richtig ist – aber im Sprachgebrauch durchaus erlaubt und akzeptiert wird. Forensik selbst ist keine Disziplin, sondern nur ein Tätigkeitsfach in einer Kernthematik!
Gerade in der hiesigen Forensik ist es erforderlich, Studien durchzuführen, die einen mit der Zeit und nach Auswertung dazu befähigen, Umstände und Haltungen, die für eine ausgeführte Tat vorherrschend waren, zu analysieren und zu bewerten.
Der Sinn zur Durchführung von zahlreichen Studien ist zudem der, dass man mit Hilfe einer Studie auch unter Umständen neue Verfahren zur Ermittlung erarbeiten kann - demnach also nicht nur die Tatsachen offenbart um die es letztlich in der Studie geht, sondern auch noch die eine oder andere Begleiterscheinung dessen entdeckt. So entwickelte ich ursprünglich in einer "Gewichtsverteilungs-Studie" bezogen auf die Beine des Humanisten, eine Dreiecks-Methode, die offenbaren sollte, wohin sich bei einer Stellung das haupttragende Gewicht verlagert - je nach Stellung und Haltung des Körpers.
Diese Anwendung fand ich in der durchgeführten Studie zu Messerstichen mehr oder minder wieder und konnte mit Hilfe meiner Dreieckskonstruktion, die sich aus den Knotenpunkte der Gelenke ergeben muss, ermitteln, wie viel Kraft etwa ein Mensch gemäß seiner Muskelbeschaffenheit -und Wirkung auf einen Einstich mittels Messer aufbringen kann und wie das Resultat dessen in den Abschlussbewertungen auszusehen hat. Gleiche Anwendung erfolgte auch für die Darlegung von passiven Abwehrverletzungen an einem Opfer, dass hingegen vieler An-nahmen auch in passiver Stellung in das Messer greifen kann - jedoch aber anders als grundsätzlich erwartet. So bringt das Opfer in der Armstellung "geschlossenes Dreieck" genügend (passive) Eigenkraft auf, um den Täter durchaus daran hindern zu können, das Messer aus der Wunde zu ziehen und kann so ein erneutes Zustechen durch einen Täter nahezu in 90% der Fälle unterbinden.
Die Entdeckung und Entwicklung dieses Dreiecksystems erforderte nicht nur logisches Denken und generelle Weitsichtigkeit in der Fallanalyse, sondern auch reichlich an anatomischer Erfahrung, wenn es um die Wirkungskräfte eines Humanisten, Muskelfunktionsgruppen und Bewegungsansätze geht, die möglich oder eben auch nicht möglich sind (z.B. durch eine Überdehnung von Bändern).
Am Ende einer solchen Studie sollte demnach nicht nur offenbart und möglichst gut geklärt sein, was die Studie in Abbildungen, Zahlen und ähnlichem gezeigt hat, welches dann als Ergebnis zu werten ist, sondern nach Möglichkeit auch immer etwas "nützliches" hervorbringen, welches sich nicht nur mit der durchgeführten Studiensituation deckt, sondern auch in separater Weise mit Hilfe einer Fotografie und Ähnlichem zielführend angewandt werden kann.
Um Verfahren und Techniken in der Forensik anwenden zu können, bedarf es einheitliche Regelungen, die den forensischen Grundsätzen unterliegen und in der Regel sicherstellen sollen, dass die forensisch behandelten Gegenstände, Gewebeproben, Blut und vieles weitere, gerichtsverwertbar sind.
Messverfahren und forensische Maßstäbe: Hierzu gehören beispielsweise mit an erster Stelle die entsprechenden Werkzeuge, die man für die forensischen Einfassungen zu verwenden hat. Dabei handelt es sich um forensische Maßstäbe die es in linearer Form wie auch als Winkelmaßstab gibt. An diesem Ausschnitt aus TAOH2 sehen und erkennen Sie die Aufführung eines Winkelmaßstabes sowie dessen Aufbau und die messbaren Bereiche, die man unterscheiden und als Forensiker (hier Anatom) kennen sollte, um das Werkzeug richtig anwenden zu können und die Messungen einer Bedeutung zuwachsen zu können. Das wichtigste zu diesem Thema erfahren Sie bei der Vergrößerung des Abbildes. Was die Abkürzungen bedeuten: AV = Außen-Vertikal, IV = Innen-Vertikal, AH = Außen-Horizontal, IH = Innen-Horizontal, AHO = Außen-Horizontal-Oben, AHU = Außen-Horizontal-Unten.
Kontrast- und Verfärbungswerte (alternativ generelle Farbwerte): Insbesondere in der rechtsmedizinischen (genauer gerichtsmedizinischen) Leichenschau muss man weitere forensische Leitwerte in Betracht ziehen. Findet sich an einem Leichnam eine auffällige Verfärbung, so muss diese nach einer ausliegenden Farbwertetabelle oder Skala angegeben und definiert werden. Hierfür gibt es keine Normtabellenwerte, so dass solche Werte je Institut definiert werden und einem Fall angehängt werden, damit auch der spätere Staatsanwalt verstehen kann, was mit diesen Werten definiert und ausgesagt werden soll. Ein Beispiel erhalten Sie beim Vergrößerungsklick der Abbildung, welche aus dem TAOH2-Buch stammt.
Forensische Einfassungen von Stichwaffen: Da ich unter anderem und mittlerweile Experte für Stichwundenverletzungen bin, gehört zu meinem Aufgabenfeld als Forensiker und Anatom auch, Stichwaffen (in der Regel Messer) zu analysieren und forensisch (fotografisch) Einzufassen. Dies sieht in der fachlichen Analyse, Bearbeitung und Bewertung so aus, wie auf der entsprechenden Fotografie zu sehen. Neben der Aufführung eines linearen forensischen Maßstabes zur Bestimmung der Gesamtlänge der Stichwaffe, sehen Sie dort auch eine ganze Menge weiterer Parameter, die in der Rechtsmedizin in dieser Art und Form auch am Leichnam festgehalten und in der Regel abgeglichen werden.
Forensische Einfassungen von Schusswaffen: Auch hier gibt es in der hiesigen Forensik Wissenschaftler und Angestellte (in der Regel Waffensachverständige des LKA), die alles Mögliche zu Schusswaffen forensisch untersuchen wie auch einfassen und entsprechende Testungen durchführen. Dafür bin ich kein Sachverständiger und kann Ihnen hierzu nur die wichtigsten Basics an die Hand geben, die es benötigt, wenn eine Schusswaffe noch vor Ort und während einer Sektion eingefasst werden soll um sie als Beweisstück durch die polizeilichen Behörden und richterlichen Instanzen führen zu können. Ein Beispiel für eine solche forensische Einfassung sehen Sie mit Vergrößerung der Fotografie.
Durchführungen von Studienarbeiten: In der forensischen Wissenschaft sind eigens durchgeführte Studienarbeiten sehr wichtig. Nicht nur auf einen Aspekt während der Untersuchung eines Leichnams bezogen, sondern auch im generellen Wesen um so auch nach Spuren suchen zu können, die man häufig erst nach einer Rekonstruktion des Falles ausmachen und oder sinnrichtig zuordnen kann. Hierbei geht es aber nicht nur um die Durchführung von Studienarbeiten in mehreren Durchläufen, sondern natürlich auch um dessen fachliche Auswertung und Bewertung der sichtbar / ermittelten Situation, wie in diesem Beispiel zur Offenlegung eines Einstiches mit einem Messer nach Winkel und entsprechender Armstellung um diesen Bewerkstelligen zu können. Wichtige Parameter zeigen, worauf es letzlich ankommt.
Auswertungen und analytisches Erarbeiten von Studienergebnissen: Wenn man als Wissenschaftler eine durchaus und länger dauernde Studie zu einer definierten Thematik vollzogen hat, dann sollte dieser auch in der Lage sein die darin ermittelten Ergebnisse auszuwerten und daraus ein Gesamtbild (als Durchschnittsmengenangabe) zu erstellen. Aus über 4 Jahren Gesamtzeit einer eher einheitlich gehaltenen Studie, wertete ich über dutzende Messerstiche und typische Abwehrverletzungen aus, die sich bei (in der Regel) Todesopfern auffinden ließen. In den Auswertungen hierzu wurde mir recht schnell klar, dass wir in der forensischen Fallbetrachtung von passiven- wie auch von aktiven Abwehr- oder auch Verteidigungsverletzungen sprechen und diese auseinanderhalten können müssen, da diese immer einen Unterschied in der jeweiligen Betrachtungsweise ausmachen. Eine passive Abwehrverletzung sieht in den Stich(ab)folgen immer anders aus, als solche, die man durch eine aktive Gegenwehr als Opfer abbekommt. In dieser Abbildung sehen Sie einige charakteristische Verletzungsmuster, die sich an der Hand / den Händen eines Opfers durchschnittlich finden.